Chancen einer Akquisition aus “offensiven” Beweggründen
Einer der meist genannten Beweggründe für eine Akquisition ist die Erkenntnis, dass Wachstum allein aus eigener Kraft zu langwierig ist. Meistens liegen jährliche Raten organischen Wachstums einer Firma im einstelligen Prozentbereich. Bei einem durchschnittlich 5 %-igen jährlichen Wachstum zum Beispiel benötigen Sie fast 15 Jahre, um Ihren Umsatz zu verdoppeln. Selbst bei einem Wachstum von 10 % pro Jahr dauert eine Umsatzverdoppelung immer noch sieben Jahre. Schneller-Wachsen geht hier nur über „anorganisches Wachstum“, über einen Unternehmenszukauf.
Aber warum wollen oder sollten Unternehmen überhaupt wachsen?
Wachstum und Größe
Ein Kernargument heißt Skaleneffekte oder “economies of scale”. Bei produzierenden Unternehmen bedeuten größere Stückzahlen in der Regel niedrigere Stückkosten. Die Produktivität steigt. Viele Maschinen erfordern Mindeststückzahlen, damit sie sich rechnen. Anders kann es sich natürlich verhalten, wenn alle Maschinen gerade voll ausgelastet sind, und ein weiteres Wachstum die Anschaffung zusätzlicher Maschinen mit entsprechenden sprungfixen Kosten erfordern würde.
Viele Investitionen, vor allem Entwicklungsaufwendungen, rechnen sich leichter, wenn sie auf eine größere Menge produzierter Güter umgelegt werden können.
Beim Einkauf von Material sind häufig Mindestbestellmengen vorgegeben. Bei größeren Abnahmemengen sinken die Kosten. Die Preisdegression bei größeren Abnahmemengen hat bekannterweise besonders hohe Bedeutung bei Handelsunternehmen. „Im Einkauf liegt der Gewinn“ heißt das Sprichwort.
Natürlich müssen die zusätzlich erzeugten Waren auch abgesetzt werden (können). Hierbei unterstützen jedoch wesentliche Aspekte: Die aus der Größe resultierenden Kostenvorteile ermöglichen niedrigere Verkaufspreise, die einen höheren Absatz fördern können. Höhere Marktanteile und mehr Kundenbeziehungen sorgen für bessere Sichtbarkeit im Markt.
Für Dienstleistungsunternehmen entfallen weitgehend die genannten Vorteile in Produktion oder Materialbeschaffung. Hier treten andere Aspekte in den Vordergrund. Ein größeres Unternehmen hat beispielsweise mehr Möglichkeiten, Schwankungen in der Nachfrage auszugleichen. Die Anschaffung von Werkzeugen, Tools und anderen Hilfsmitteln rechnet sich eher. Der Aufwand für Kompetenz-Erarbeitung und -Erhalt lässt sich leichter umlegen.
Basiert das Geschäftsmodell des Dienstleisters vor allem auf sehr spezifischen Kompetenzen, ist aber wichtig, dass das Wachstum von hoch qualifiziertem Personal mit der zunehmenden Größe des Unternehmens Schritt hält.
Größenvorteile gelten auch in den „Gemeinkosten-Bereichen“ über alle Branchen hinweg. Weitgehend unabhängig von der Umsatzhöhe fallen viele grundlegende Aufgaben in Marketing, Vertrieb, Verwaltung und Service auf jeden Fall an. Sie sind eine Art Basis-Belastung. Steigt jetzt der Umsatz, nimmt der Aufwand in den genannten Bereichen meistens nur unterproportional zu.
Manche Möglichkeiten, z. B. ein flächendeckendes Vertriebsnetz oder bestimmte Werbemethoden, ergeben sich erst ab einer bestimmten Umsatzgröße.
Fachkräfte mit speziellen Kompetenzen interessieren sich in der Regel nur für ausreichend große Unternehmen, denn ein kleineres könnte sie vielleicht gar nicht adäquat auslasten.
Für alle anderen Beschäftigten ist es ebenfalls attraktiver, in einem wachsenden Unternehmen zu arbeiten. Das signalisiert Arbeitsplatzsicherheit und wirkt sich positiv auf Leistungsfähigkeit und -bereitschaft aus. Der Drang einzelner Mitarbeiter, das Unternehmen zu verlassen, sinkt. Das Gewinnen neuer Mitarbeiter wird erleichtert. Damit sinken auch die durch Fluktuation und Recruiting verursachten Kosten.
Auch die Kunden sind ein Argument für Wachstum und mehr Größe. Das beginnt schon beim Werbebudget. Um sich gegen die Werbeausgaben der großen Unternehmen zu behaupten, ist mehr eigene Größe ein Vorteil.
Die meisten Kunden verbinden Größe mit finanzieller Stärke und Kompetenz. Wenn dann noch Preis und Kundennähe stimmen, bekommt das größere Unternehmen häufiger den Zuschlag. Ein Unternehmen, das auch überregionale und internationale Kunden erfolgreich bedienen möchte, braucht ohnehin eine entsprechende Größe.
In Wachstum und mehr Größe steckt also viel „organisches Synergiepotenzial“.
Wie geht es weiter?
Es gibt zahlreiche weitere Chancen für eine Akquisition mit „offensiven“ Beweggründen. Das ist das Thema meines nächsten Blogs.
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