Digitalisierung – was ist das? – Teil 1

Digitalisierung war ganz plötzlich!?

Der Begriff „Digitalisierung“ ist heute in aller Munde. Digitalisierung aber gibt es mindestens seit es Computer gibt. Also seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, als z. B. IBM das System/360 auf den Markt brachte oder die Nixdorf Computer AG in Paderborn das Modell 820. In den 70er und 80er Jahren hat die Mikroelektronik in größerem Umfang Industrie und Büro erreicht. Die damit verbundenen Veränderungen wurden schon damals als „Digitale Revolution“ bezeichnet.

Warum erwähne ich das?

Viele Politiker, Autoren, Moderatoren, Redner und andere Zeitgenossen tun so, als ob es die Digitalisierung erst seit kurzem gäbe und das auch noch völlig überraschend. Ausgesprochen unglücklich auf den Punkt gebracht hat das Bundeskanzlerin Angela Merkel am 19. Juni 2013, als sie das Internet als Neuland bezeichnete…

Als hätte es PCs, digitalen Mobilfunk, Sensoren jeglicher Art, Internet, Big Data, Künstliche Intelligenz, Yahoo, eBay und Google nicht schon vor der Jahrtausendwende gegeben.

Als die Bundeskanzlerin „das Internet entdeckte“, nutzten weltweit bereits 2,6 Milliarden Menschen das Internet. Nahezu die gesamte industrialisierte Welt einschließlich großer Anteile in Ländern wie China oder Indien. Und bereits 1965 formulierte der Intel-Mitgründer Gordon Moore eine Art Naturgesetz der Informationstechnik, indem er sagte: „Alle zwei Jahre wird sich die Anzahl der Transistoren auf Prozessoren verdoppeln.“

Zu welchem Zweck wohl?

In Wirklichkeit begleiten uns Digitalisierung und digitaler Wandel seit über 50 Jahren. Unser größtes Problem dabei ist das enorme exponentielle Wachstum. Denn das verträgt sich nicht mit unserem eher linearen Denken. Jedes Jahr ein bisschen mehr oder ein bisschen weniger. Ein minimales exponentielles Wachstum von 3 % gegenüber Vorjahr, auch wenn wir es 5 Jahre hinweg jedes Jahr wieder erreichen, liegt mit insgesamt 15,9 % nur geringfügig, nämlich um 0,9 %, über einer linearen Entwicklung. Ein jährliches Wachstum von 3 %, jeweils in Bezug auf den Start- oder Ursprungswert, ergibt nach fünf Jahren ein Gesamtwachstum von 15 %.

Ist das Wachstum eines Unternehmens prozentual zweistellig und beträgt es 30 %, 50 % oder gar 200 % pro Jahr, löst das einen Schock aus. Viele können damit nicht mehr umgehen, denn über einen Zeitraum von 5 Jahren würden diese Wachstumsraten den 3,7-fachen, 7,6-fachen oder gar 243-fachen Umsatz bedeuten.

Aber sehr starkes Wachstum ist in der digitalen Welt nun mal Realität, wie auch dieses wiederholt gezeigte Schaubild verdeutlicht.

Digitalisierung ist nicht der einzige Megatrend

Was wir in der ganzen Digitalisierungsdiskussion auch nicht übersehen dürfen: Digitalisierung ist bei weitem nicht der einzige „Mega-Trend“ der jüngeren Zeit. Zeitgleich haben andere bedeutende Entwicklungen stattgefunden und verstärken teilweise noch die Auswirkungen der Digitalisierung. Wir sollten diese im Hinterkopf haben, wenn wir über digitale Transformation sprechen:

  • Wissenschaft und Forschung: In allen Bereichen wurden in den letzten Jahren riesige Fortschritte erzielt: Physik, Chemie, Pharmazie, Biologie, Medizin, Elektronik usw.
  • Globalisierung. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs in 1989 hat sie nochmal einen kräftigen Schub erfahren; mit großen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Auswirkungen.
  • Sozialer und kultureller Wandel in unserer Gesellschaft. „Generation Y“, „Millennials“, „Zusammenbruch der DDR“, „Migration/Integration“ sind nur einige Begriffe, die die nachhaltigen Veränderungen der letzten Jahrzehnte in Politik und Sozialwesen skizzieren.
  • Demografie. In Deutschland wird sich der Anteil der über 65-jährigen von 20 % im Jahr 2000 auf 40 % im Jahr 2040 verdoppeln.
  • Umwelt und Ökologie. Die aktuelle Diskussion wird vom Klimawandel und allem, was damit zusammenhängt, darunter auch Fahrverbote und E-Mobilität, dominiert.

Im zweiten Teil dieser Blog-Reihe geht es um die Frage „Wie sind wir mit dem digitalen Wandel bisher zurechtgekommen?“

Ludger Grevenkamp
7. März 2018

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