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Digitalisierung. M&A. Unternehmensstrategie.

Autor: Ludger Grevenkamp Seite 3 von 4

Fehler machen dürfen

Fehler machen dürfen

Bereits in meinem Blog „Betroffene zu Beteiligten machen“ habe ich die Plakate erwähnt, die bei Hewlett Packard (HP) in Böblingen in den 70er und 80er Jahren an verschiedenen Stellen im Unternehmen aufgehängt waren. Ein weiterer Leitsatz auf diesen Plakaten war „Fehler machen dürfen“

In einer „Mitarbeiterinformation“ wurde dem damaligen Vorsitzenden der Geschäftsführung von Hewlett Packard in Deutschland die Frage gestellt, was das denn genau hieße. Seine Antwort war sinngemäß: „Ja. Man darf Fehler machen. Aber natürlich nicht mehrfach dieselben.“

Er ergänzte dann noch, er selbst habe auch schon viele Fehler gemacht, darunter auch teure Fehler. Aber er habe noch viel viel mehr richtig gemacht. Und er gehe davon aus, dass seine Chefs das wüssten.

Für deutsche Unternehmen war damals diese Einstellung zu Fehlern ungewöhnlich und befremdlich, um nicht zu sagen „exotisch“. Immer wieder blieben Besucher bei Hewlett Packard vor den Plakaten stehen und stellten dementsprechende Fragen.

Heute können wir Aussagen wie „Man darf Fehler machen“ in den meisten Unternehmen hören.

Fehler

Fehler spielen in unserem Leben eine große Rolle. Kleine Kinder lernen durch Nachahmung und aus Fehlern. Unser Sprichwort „Irren ist menschlich.“ ist schon ziemlich alt. Es stammt von Seneca, einem römischen Schriftsteller und Philosoph, der im 1. Jahrhundert n. Chr. gewirkt hat.

Dr. Savielly Tartakower, ein russischer Schach-Großmeister (1887 – 1956), sagte über Fehler einmal: „Die Fehler sind alle da, sie müssen nur noch gemacht werden.

Aber was sind eigentlich Fehler?

Die Wörter „Fehler“, „fehl“ oder „falsch“ gehen auf das lateinische „fallere“ für „täuschen/betrügen“ zurück.

Wir sagen bei einem Fehler spontan z. B. „Das hätte nicht passieren dürfen.“ und entschuldigen uns oder erklären den Fehler mit: „Das war keine Absicht.“ – „Hab ich nicht dran gedacht.

Ein Fehler ist eine Abweichung von dem, was als richtig, notwendig oder erstrebenswert erachtet wird.

Hinter dieser knappen Definition verbirgt sich eine immense Vielfalt von Fehlern:  Qualitätsmängel, Bedienfehler, mangelnde Aufmerksamkeit, Verletzen gültiger Regeln, ungeschicktes Verhalten, Hörfehler, falsche Einschätzung, Missverständnis, Rechenfehler, Vorurteil, Ungenauigkeit, Gesetzeslücke usw.

Diese Aufzählung könnten wir noch eine Weile fortsetzen, denn „Eigentlich gibt es nur wenige Möglichkeiten, etwas richtig zu machen.“

Viele Fehler sind unbeabsichtigt, andere sind vorhersehbar und einkalkuliert wie z. B. Messfehler oder Statistikfehler. Manchmal sind Fehler sogar ein Glücksfall, wie z. B. die Entdeckung des Penicillins.

Fehlerkultur

Den Begriff „Fehlerkultur“ gibt es noch nicht lange. Darunter versteht man, wie mit

  • Fehlern selbst
  • dem Risiko, dass Fehler auftreten, und
  • den Folgen eingetretener Fehler

umgegangen wird.

Als Fachbegriff taucht die Fehlerkultur erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf. Das Atomreaktorunglück (Three Mile Island) 1979 bei Harrisburg, USA, gilt vielen als die Geburtsstunde der wissenschaftlichen Fehlerforschung.

Die Finanzkrise 2008/2009 hat der Beschäftigung mit Fehlerkultur weiteren großen Schub verliehen. Das kollektive Auftreten falscher Prinzipien und einseitiger Ausbildung sowie extremer materieller Anreize und gemeinschaftlicher Fehleinschätzungen hat zu einer Häufung und Verkettung falscher Finanzentscheidungen geführt.

Spätestens seitdem ist die Diskussion über Fehler und Fehlerkultur in vielen Unternehmen angekommen. Insbesondere auch zunehmend die Erkenntnis, dass Fehler bei weitem nicht immer nur das Versagen eines Einzelnen bedeuten, sondern meistens auf Fehlerverkettungen zurückzuführen sind.

Die Fehlerkultur, konkreter: die gelebte Fehlerkultur, beeinflusst nicht nur in erheblichem Maße den Unternehmenserfolg. Sie sagt auch sehr viel über ein Unternehmen und seine Unternehmenskultur aus.

Oder anders herum:
Wer die Unternehmenskultur ändern möchte, hat mit der Fehlerkultur ein mächtiges Werkzeug. 

Dies unterstreicht die Österreicherin, Elke M. Schüttelkopf, die sich selbst als Fehlerkulturspezialistin bezeichnet, mit ihrem Drei-Säulen-Modell:

  1. Normen und Werte: Welchen Stellenwert hat die Fehlerkultur im Unternehmen und wie wird sie von den Beschäftigten gelebt?
  2. Kompetenzen: Über welche mentalen, emotionalen, sozialen und methodischen Fähigkeiten verfügen die Beschäftigten diesbezüglich?
  3. Instrumentarien: Welches Handwerkszeug stellt das Unternehmen den Beschäftigten für den Umgang mit Fehlern, den Fehlerrisiken und Fehlerfolgen zur Verfügung?

Wenn die Antworten auf alle drei Fragen positiv ausfallen, sprechen wir von produktiver Fehlerkultur als der Grundlage von mehr Unternehmenserfolg.

Die Fehlerkultur wirkt in viele Bereiche direkt oder indirekt hinein: Zeitgemäße Führung, Personal- und Führungskräfteentwicklung, Kommunikation und Zusammenarbeit, effiziente Unternehmensorganisation etc.

Die Fehlerkultur ist ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensstrategie. 

Ludger Grevenkamp
28. Mai 2018

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Was ist Digitalisierung? Teil 6

Was ist Digitalisierung? Teil 6

Das rasante Wachstum der digitalen Technologien geht weiter. Heute herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass vor allem vier digitale Technologien unsere Welt weiter mit Macht digitalisieren werden:

  • Künstliche Intelligenz
  • Big Data
  • 3D-Druck
  • Virtual Reality / Augmented Reality (VR/AR)

Die ersten beiden Technologien sind Thema des heutigen Beitrags. Mit 3D-Druck und VR/AR beschäftige ich mich das nächste Mal.

Künstliche Intelligenz

Aus den Anfängen der „Artificial Intelligence (AI)“ Mitte des letzten Jahrhunderts hat sich die Künstliche Intelligenz (KI) zu einem Kernbereich der digitalen Technologien entwickelt. KI hat zum Ziel, das intelligente Verhalten von Menschen so zu automatisieren, dass ein Computer nicht nur menschliche Fähigkeiten kopieren, sondern eigenständig lernen und Probleme lösen kann und eines Tages möglicherweise sogar kreativ ist.

Seit vielen Jahren schon wird Künstliche Intelligenz in immer mehr Bereichen eingesetzt – von uns häufig unbemerkt. Neben Automatisierung und Robotik sind das Anwendungen in zahlreichen Lebensbereichen: Online-Shopping, Videoanalysen zur Sicherheitsüberwachung, Social Media Plattformen, Suchmaschinen, Selbstfahrende Autos, Gesundheitswesen. Bis hin zum Personalwesen mit softwaregesteuerten Bewerbergesprächen und deren Analyse.

Aber KI ist nicht gleich KI. Heute am meisten angewendet wird eine schwache Form von KI, das Übertragen menschlicher Fähigkeiten auf Maschinen. Kann die Maschine lernen, spricht man von Machine Learning (ML). Das wohl wichtigste Teilgebiet des Machine Learning ist Deep Learning. Hierfür liefert die Neuroinformatik die wissenschaftlichen Grundlagen. Letztere beschäftigt sich damit, wie Informationen im menschlichen Gehirn verarbeitet werden. Diese Erkenntnisse werden auf das ML-System übertragen und ermöglichen so, die Funktionsweise unseres Gehirns abzubilden. Deep Learning Systeme bearbeiten Probleme schichtweise. Sie lernen selbstständig Strukturen und können sich selbst verbessern.

Diese Eigenschaften bedeuten einen Paradigmenwechsel. Steht bei fast allen digitalen Techniken das Softwareprogramm, also Quellcode bzw. Algorithmen, im Vordergrund, sind es bei Deep Learning vor allem die Daten, mit denen das System „eingelernt“ und „trainiert“ wird. Je nachdem, welche Trainingsdaten ausgewählt werden, wird das System entsprechend beeinflusst bzw. ausgerichtet. Ein Stück weit kann man diesen Prozess mit dem Lernen und Erziehen eines jungen Menschen vergleichen.

Maschinen mit sozialer und emotionaler Intelligenz, die sich wie Menschen verhalten und diesen auch äußerlich ähneln, sind derzeit noch Science-Fiction Filmen vorbehalten. Aber die Künstliche Intelligenz entwickelt sich mit Riesenschritten weiter. „Arnold Schwarzenegger und die Androiden lassen grüßen“.

USA bei KI vorn

Wenn es in den Medien um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz geht, fallen vor allem US-amerikanische Namen wie Google, Amazon und Facebook. Allesamt Unternehmen, die unvorstellbare Mengen an Daten sammeln und deren wahren Wert z. B. auch für Deep Learning-Anwendungen zu schätzen wissen. Microsoft kooperiert im Bereich KI seit kurzem mit Alibaba in China. Intel hat 2017 den israelischen Spezialisten für Kamera- und Fahrerassistenzsysteme, Mobileye, übernommen. Firmen wie der Grafik-Chipanbieter Nvidia oder der E-Mobil-Hersteller Tesla sind ebenfalls besonders aktiv im Bereich Künstlicher Intelligenz.

Aber auch der Musik-Streamingdienst Spotify war letztes Jahr in den Medien mit dem Kauf des französischen KI-Startups Niland. Spotify nennt als Hauptziel für diesen Erwerb die stärkere Personalisierung ihres Musikangebots. Nicht zuletzt, um sich von Apple Music stärker abzusetzen.

KI in Deutschland

Von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet haben sich andererseits deutsche Forschungseinrichtungen in den vergangenen 40 Jahren bei KI einen der weltweiten Spitzenplätze erarbeitet. Allein aus dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) heraus wurden 80 Unternehmen mit heute fast 4.000 Mitarbeitern gegründet.

Der jährliche weltweite Umsatz mit Künstlicher Intelligenz wird derzeit auf etwa 1 Milliarde Dollar geschätzt, aber mit einem prognostizierten Wachstum von über 50 % pro Jahr. D. h.: 2025 sprechen wir von über 30 Mrd. Dollar KI-Umsatz weltweit. Damit ist unschwer vorherzusagen, dass mit der Künstlichen Intelligenz in Verbindung mit Big Data eine weitere digitale Welle oder sogar Revolution auf uns zukommt.

Big Data

Bereits 1941 wurde das exponentiell steigende Datenvolumen als „information explosion“ bezeichnet. Hat die Verdopplung unseres Wissens vor 10 Jahren noch 5 -7 Jahre gedauert, sind es heute nur noch zwei Jahre. Jeder Mensch erzeugt heute täglich etwa 700 MB an Daten, bis 2020 wird sich dieser Wert mehr als verdoppeln. Google benötigt pro Tag eine zusätzliche Speicherkapazität von 1.000 Terabyte, Facebook sogar zusätzlich 4.000 Terabyte pro Tag.

Mit der elektronischen Datenspeicherung haben sich auch die Technologien für die Verarbeitung und Analyse großer Datenmengen rasant weiterentwickelt. Ende der 90er Jahre entstand das Data Warehouse Konzept, das Unternehmen eine umfassende Sicht auf alle für die Unternehmensführung relevanten Datenbestände ermöglicht. Data Mining und Online Analytical Processing sind Technologien, mit denen sich aus solchen großen Datenbeständen, die sich nicht extrem schnell ändern, gewünschte Informationen und wichtige Erkenntnisse gewinnen lassen.

Im Unterschied dazu steht Big Data für die Echtzeit-Auswertung von komplexen und sich schnell ändernden Massendaten. Big Data kommt heute in ähnlichen Bereichen zur Anwendung wie die Künstliche Intelligenz bzw. ist sogar die Voraussetzung für KI-Anwendungen, also Suchmaschinen, Social Media, Überwachungssysteme, Marktforschung, Predictive Maintenance, Smart Farming usw.

Eine zentrale Rolle spielt Big Data auch beim autonomen Fahren, denn dort müssen in Bruchteilen von Sekunden unzählige Datenmengen so verarbeitet werden, dass das Fahrzeug richtig reagiert. Schneller, als es jeder noch so gute Autofahrer je könnte.

Um eine Vorstellung davon zu bekommen, welche Datenvolumina in solchen Anwendungen entstehen und verarbeitet werden müssen, zwei Beispiele:

  • Die in den Tragflächen eines Airbus 350 befindlichen 6.000 Sensoren liefern pro Tag 2.500 Gigabyte Daten.
  • Im Verhältnis fast genauso viele Daten erzeugen die in einem selbstfahrenden Auto erforderlichen Sensoren: 1 GB pro Minute.

Deutschland nimmt nach der Studie „Data & Analytics Trends 2017“ von Teradata, USAeinen weltweiten Spitzenplatz ein beim Einsatz von Big Data, Analytics, digitale Transformation und Data Warehousing.

Im nächsten Beitrag dieser Blog-Reihe folgen 3D-Druck und Virtual Reality / Augmented Reality. Danach plane ich einen Blog „Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt“.

Ludger Grevenkamp
15. Mai 2018

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Ziele sind unverzichtbar!

Ziele machen keinen Sinn mehr?

Vor kurzem meldete sich in einer Informationsveranstaltung beim Thema „Unternehmensziele“ ein etwa 30-jähriger Teilnehmer mit diesem Redebeitrag zu Wort:

„Ziele machen heutzutage ja keinen Sinn mehr. Es ändert sich alles so schnell, dass schon nach kurzer Zeit das Ziel nicht mehr passt.“

In diversen Unterhaltungen mit jüngeren Gesprächspartnern habe ich feststellen können, dass auch andere Jüngere das ähnlich zu sehen scheinen, wobei sie im Gespräch nicht groß zwischen Unternehmenszielen und persönlichen Zielen unterschieden haben. Nach ihrer Meinung haftet Zielen etwas Altmodisches, Verstaubtes an. Sie möchten keine „Effizienz-Monster“ werden. Es fallen Aussagen wie: „Ich will mich nicht einengen.“ „Das Leben kommt, wie es kommt.“ „Ich will frei entscheiden, was ich machen möchte.“ Selbst das Attribut „freiheitsberaubend“ wird in diesem Zusammenhang benutzt.

Spontan fällt mir dazu der Spruch ein: „Wer nicht weiß, wo er hin will, darf sich nicht wundern, wenn er woanders ankommt.“

Es gibt durchaus eine Reihe von Situationen, in denen man nicht schon vorher weiß / nicht wissen möchte, wo man hinwill. So kann es wunderschön sein, ohne bestimmtes Ziel durch eine fremde Stadt zu streifen oder am Urlaubsort die Gegend zu erkunden oder ohne konkrete Kaufabsicht zu shoppen. Ein bestimmtes Ziel würden wir in den genannten Fällen wohl als Einschränkung oder Beeinträchtigung empfinden. Zumindest wäre das Erlebnis dann nicht mehr dasselbe.

Wer schlendert nicht mal gern einfach so über eine Messe oder surft ohne bestimmtes Ziel durchs Internet? Das Wort „Browser“ von „to browse“ meint ja genau das, nämlich „sich umsehen, stöbern“. Genau das ist auch mit dem schönen Fremdwort „Serendipität“ gemeint, das auf ein persisches Märchen zurückgeht. In seinem Gedicht „Das Hilfsbuch“ hat Eugen Roth diese „stöbernde Suche“ in amüsante Reime gefasst.

Mal etwas ausprobieren, um zu schauen, ob es einen in die richtige Richtung, zu interessanten Informationen oder Orten führt – Ist das wirklich ziellos oder nur eine andere Art, um zum gewünschten Ziel zu gelangen? Zumal man das ja nicht endlos macht.

Es unterscheidet sich zumindest deutlich von dem, was wir mit „nur reagieren statt agieren“ meinen, oder gar mit „ziellos umherirren“.

Ein Bekannter und Coach berichtet von Klienten, die voller Selbstmitleid ihre Probleme schildern und dabei in ihrer schlechten Situation geradezu „baden“. Über die Fragen des Coachs, was für eine Situation sie denn gern hätten, gehen sie einfach hinweg und erklären erneut, was sie an der derzeitigen Situation nicht gut finden.

Kann jemand, der sich so auf das fokussiert, was er nicht will, für sich eine positive Richtung einschlagen?

Wird ein Golfspieler, der sich beim Abschlagen voll darauf konzentriert, den Ball nicht in das Gebüsch oder den Teich zu schlagen, einen guten Schlag machen?

Wohl jeder Trainer würde hier anmerken, wie wichtig es ist, das Ziel im Auge zu haben.

Das Gleiche hat auch der Coach seinen Klienten zu vermitteln versucht, indem er immer wieder gefragt hat, welche Situation sie denn gern hätten.

Warum, wann und für wen sind Ziele wichtig?

© harishmarnad – Fotolia.com

Jeder Einzelne entscheidet letzten Endes selbst, wie viel Zielorientierung und Zielfokus er möchte. Wenn aber z. B. jemand seinen (Arbeits-)Tag effizient gestalten möchte, um möglichst viel abzuarbeiten, sind Ziele, Prioritäten und klare Strukturierung der zu erledigenden Aufgaben eindeutig hilfreich. Wenn jemand seine derzeitige beklagenswerte Situation ändern möchte, ist das gezielte Streben nach einer anderen wünschenswerteren Situation sicher förderlich.

Für Unternehmen mit Mitarbeitern sind Ziele meines Erachtens unverzichtbar. Kann eine Firma, die nur reagiert, optimal erfolgreich sein? Wohl nicht, wobei Ausnahmen auch hier die Regel bestätigen dürften.
Selbst wenn Unternehmensziele nicht explizit formuliert werden, dokumentieren sie sich in getroffenen Entscheidungen oder gegebenenfalls in Unterlassungen, die ja auch Entscheidungen darstellen. Sind Ziele für die Mitarbeiter nicht klar erkennbar, handeln sie nach ihren eigenen Vorstellungen und Zielen – mit entsprechender Rückwirkung auf das Unternehmen.

Was spricht für Ziele

  • Unsere Zeit und unsere Energie sind begrenzt. Mit einer klaren Richtung, mit einem Ziel, konzentrieren wir die Ressourcen und vergeuden weniger Zeit und Energie für Um- und Irrwege. Das Unternehmen und seine Mitarbeiter werden produktiver.
  • Ziele bringen Klarheit – Marketing ist „die Kunst, etwas mit wenig Worten zu sagen“. Etwas Ähnliches gilt auch für Ziele. Sie klar zu formulieren und aufzuschreiben zwingt geradezu, Klarheit zu erreichen über das, was man wirklich möchte.
  • Erreichbare Ziele sorgen für das klare WARUM. Das wiederum bewirkt Entschlossenheit, Energie, Antrieb und Schaffenskraft, Ausdauer, Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz, Resilienz, Motivation und Begeisterung – alles, was die Erreichung von Zielen unterstützt.
  • Woran soll man Erfolg messen, wenn man kein Ziel hat?
  • Ziele setzen heißt auch – Weg von Problemen und Sorgen.
  • Ziele machen interessant. Als Unternehmer oder Privatperson können Sie über das sprechen, was Sie erreicht haben oder erreichen wollen. Das ist in vielen Fällen interessanter als sich zu allgemeinen Themen zu äußern.
  • Die mögliche Zielerreichung sorgt für Vorfreude und gute Stimmung. Ein erreichtes Ziel schafft Zufriedenheit und (Selbst-) Vertrauen. Das gilt für Unternehmen und alle Mitarbeiter genauso wie im privaten Leben. Der Bergsteiger, der den Gipfel erreicht, erlebt diesen Augenblick mit hoher Intensität und macht sich zufrieden an den Abstieg.

Ohne langfristige Ziele ist es deutlich schwieriger!

Investoren und Kapitalgeber honorieren Unternehmen mit klaren anspruchsvollen Zielen. Anderen geben sie kaum eine Chance. Das sieht man sowohl am Kapitalmarkt als auch bei Banken und anderen Geldgebern. 

Vielleicht haben Sie schon von einer Langzeitstudie der amerikanischen Harvard Universität „The Power of written goals“ vernommen, die einen Beleg für das obige Argument liefert / liefern soll.
Angeblich oder tatsächlich wurde in dieser Studie 1979 ermittelt, dass nur 3% aller Absolventen klare Ziele haben und auch aufgeschrieben haben. Weitere 13% hatten ein Ziel, haben dieses aber nicht aufgeschrieben. Die restlichen 84% hatten nach ihrer Aussage keine Ziele.

1989, 10 Jahre später, wurden diese Ergebnisse festgestellt:

Die 13% mit nicht aufgeschriebenen Zielen haben im Durchschnitt das Doppelte verdient wie die 84% der Absolventen ohne Ziele.

o  Die 3%, die ihre klaren Ziele aufgeschrieben haben, haben im Durchschnitt das Zehnfache verdient wie die anderen 97%.

Zu dieser Studie und vor allem einer weiteren von Harvard zu einem ähnlichen Thema aus dem Jahr 1953 gibt es im Internet diverse Kritik und Zweifel. Aber unabhängig von Yale und Harvard hat Dr. Gail Matthews an der Dominican University in Kalifornien ebenfalls eine Studie durchgeführt, die die große Wirksamkeit aufgeschriebener Ziele eindeutig bestätigt. 

Ziele sind für Unternehmen unverzichtbar und für Privatpersonen zumindest eine wichtige Unterstützung für Erfolg, Zufriedenheit und Glück. Deshalb komme ich auf das Thema „Ziele“ sicherlich nochmal zurück. Den heutigen Beitrag beende ich mit einem Zitat von Arthur Schopenhauer:

Handlungsmaximen sind notwendig, um der Schwäche des Augenblicks Widerstand leisten zu können.“ 

Ludger Grevenkamp
7. Mai 2018

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Was ist Digitalisierung? Teil 5

Was ist Digitalisierung? Teil 5

Im Teil 5 dieser Blog-Serie geht es um das Internet der Dinge, um industrielles Internet, Industrie 4.0 und um „Software“ – die Schwerpunkte auf der diesjährigen Hannover Messe.

Das folgende Schaubild vermittelt einen Überblick über die verwendeten Begriffe. 

Internet der Dinge

Wenn von Digitalisierung die Rede ist, taucht auch immer wieder der Begriff „Internet of Things“ (IoT), „Internet der Dinge“ auf. In schöner Regelmäßigkeit wird hier der Kühlschrank genannt, der eigenständig Salami nachbestellt. Oder es werden „Wearables“ vorgestellt: Smartwatches, Fitness-Kleidung mit Elektronik oder Babysocken zur Überwachung des Kindes.

Weitgehend gewöhnt haben wir uns an Barcodes oder QR-Codes in Werbeanzeigen, auf Flugtickets oder auf Eintrittskarten für elektronische Zugangssysteme, z. B. bei Messe-Veranstaltungen. Zunehmende Verbreitung finden auch SmartHome-Lösungen, deren Funktionen sich über Sprachassistenten wie Alexa, Siri & Co. oder von unterwegs per Smartphone steuern lassen. 

Das Grundkonzept von IoT besteht darin, Produkte und Geräte zu digitalisieren und Internet-mäßig zu vernetzen. So können IoT-Produkte Daten über ihre Nutzung sammeln und gegebenenfalls mit intelligenten Anwendungen kommunizieren.

Das Angebot entsprechend digitalisierter Produkte wird weiterhin exponentiell wachsen. Auch hier stehen die Internet-Giganten in den USA in den Startlöchern, denn viele der erwähnten intelligenten Anwendungen dürften in deren Rechenzentren laufen und die Fülle der von den IoT-Produkten gesammelten Informationen sind im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert.

Industrie 4.0 / Industrielles Internet

In vielem orientiert sich das Internet der Dinge am Verbraucher und seinen Bedürfnissen. Ein wichtiger Treiber von IoT ist aber auch das „industrielle Internet“, das wir in Deutschland „Industrie 4.0“ nennen: Miteinander vernetzte Werkstücke, Maschinen und Logistiksysteme, die sich selbst organisieren und steuern und so die Effizienz in Produktion und Logistik noch einmal deutlich steigern. Die gerade stattfindende Hannover Messe gibt einen guten Überblick über den momentanen Stand diesbezüglicher Entwicklungen.

Deutschland nimmt in diesem Bereich seit jeher einen Spitzenplatz in der weltweiten Wirtschaft ein. Das war für deutsche Unternehmen auch immer notwendig, um gegenüber Low-cost-Ländern wettbewerbsfähig zu sein. Unser heutiger Leistungsstand der Digitalisierung und Automatisierung muss den internationalen Vergleich nicht scheuen. Im Gegenteil.

Mit der weiteren Vernetzung von Menschen und Maschinen, mit noch mehr Automatisierung sowie dem Einsatz digitaler Technologien wie autonome Roboter, 3D-Druck oder Künstliche Intelligenz wird die Effizienz rund um die Herstellung von Produkten weiter gesteigert werden. Hierauf werde ich in den nächsten Beiträgen noch näher eingehen.

Erfolgsfaktor: Software!

Der wahre Erfolgsfaktor von Industrie 4.0 und auch des Internets der Dinge ist die Software. Bei der industriellen Ausrüstung – bei Produktionsanlagen, Maschinen, Robotern, Transporteinrichtungen – nimmt der Software-Anteil ständig zu.

So sagt Rainer Glatz, Geschäftsführer der Fachverbände Elektrische Automation und Software im VDMA Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, im is report: „Software ist das zentrale Realisierungselement bei Industrie 4.0, sei es als embedded Software, als Steuerungssoftware, als Enterprise-Resource-Planning (ERP)-Software oder als App auf Smart Devices.“

Software wird aber auch immer wichtiger bei den Produkten selbst. Auch bei denen, die wir spontan vielleicht eher unter „Hardware“ einordnen würden, wie z. B. Computer-Drucker oder Autos.

Drucker bestehen schon seit langem wertschöpfungsmäßig vor allem aus Software und, was den Verkaufspreis betrifft, anscheinend vor allem aus Verbrauchsmaterial: Toner und Tintenpatronen.

In der Autoindustrie gehen Experten davon aus, dass schon in 5 Jahren Elektronik und Software die Hälfte der Wertschöpfung eines Fahrzeugs ausmachen. Der Trend zur E-Mobilität und das autonome Fahren werden den Wertschöpfungsanteil der Software weiter nach oben treiben. Die Computerwoche titelte in 2017 bereits: „Das Auto als Tablet auf Rädern“.

Nur – in Informationstechnik und Software sind die USA heute unbestrittener Marktführer. In vielen amerikanischen Schulen sind Informatik und Programmieren seit langem „Hauptfächer“. Viele Unternehmensgründer sind Informatiker.

Von Kalifornien wird berichtet: Selbst Kinder im Vorschulalter versuchen sich bereits an einfachen Programmieraufgaben auf ihren Tablets. Wir fragen uns sicherlich zu Recht, ob wir das gut finden und in Deutschland nachahmen sollten. Andererseits –

Vor allem mit Software sind Microsoft, Google, Amazon, Facebook, Apple, Cisco und viele weitere dorthin gekommen, wo sie heute sind. Tesla mag Probleme mit seiner Fahrzeugproduktion haben, in Sachen Software sind sie weit vorn.

In den nächsten Teilen dieser Blog-Reihe beschäftige ich mich mit den besonders stark wachsenden „neuen“ digitalen Technologien: Künstliche Intelligenz, Big Data, 3D-Druck und Virtual Reality / Augmented Reality.

Ludger Grevenkamp
28. April 2018

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Was ist Digitalisierung? Teil 4

Was ist Digitalisierung? Teil 4

In Teil 1, Teil 2 und Teil 3 dieser Blog-Serie habe ich u. a. über das exponentielle Wachstum der Digitalisierung gesprochen und über den Netzwerkeffekt des Internets. In diesem 4. Teil möchte ich darstellen, wie amerikanische Unternehmen es verstanden haben, ganze Branchen mit ihren neuen digitalen Geschäftsmodellen zu überrollen.

Analoge Ineffizienz +Kreative Geschäftsidee +Plattform-Denken

In Deutschland und Europa haben wir offensichtlich zwei besonders wichtige Punkte in der Digitalisierung übersehen:

  1. Die großen Ineffizienz-Potenziale (in nicht-industriellen Bereichen)
  2. Die Macht von Plattformen im Internet

Genau diese beiden Punkte haben Unternehmensgründer, vor allem im Silicon Valley in Kalifornien, zu ihrer Geschäftsgrundlage gemacht.

Beispiel Amazon

Mehr oder weniger als Blaupause für entsprechende Geschäftsmodelle kann Amazon mit Firmensitz in Seattle, im US-Bundesstaat Washington, dienen. Jeff Bezos, dessen Gründer und Chef, ist laut letzter offizieller Rechnung reichster Mann der Welt. Möglicherweise ändert sich das allerdings demnächst wieder, da Amazons Börsenkurs derzeit stark unter Druck steht. Ein zentraler Ausspruch von Bezos, ich meine sogar eine Art Credo von Amazon, lautet: „Deine Marge ist meine Chance.“

Wie hat er das gemeint?

Traditionell organisierte Firmen versuchen in der Regel, ihre Gewinnmarge möglichst hoch zu halten. Darauf basiert deren gesamte Kalkulation. Viele geschäftliche Abläufe sind analog und damit oft wenig effizient. Aktiv verkaufen solche Firmen häufig nur regional begrenzt, vorzugsweise fokussiert auf besonders wichtige Kundengruppen.

Das Geschäftsmodell von Amazon im Online-Versandhandel (‚Amazon Marketplace‘) sieht dagegen so aus: Einkaufen per Internet in Verbindung mit exzellenter schnellster Logistik und bequemen Zahlungsmöglichkeiten bietet allen möglichen Kunden weltweit einen Vorteil, der vom jeweiligen stationären Handel nur schwer zu toppen ist.

Um schnell große Marktanteile zu erreichen, auch international, hat Amazon seine Plattform für andere Händler geöffnet. Diese verkaufen angesichts des von Amazon in die Plattform eingebauten direkten Preisvergleichs in hartem Wettbewerb miteinander. Auch die Preise der von Amazon selbst vermarkteten Produkte werden immer wieder knallhart kalkuliert, häufig nicht einmal kostendeckend. Verluste interessieren erst mal nicht. Marktbeherrschung hat Vorrang. Das allem übergeordnete Ziel lautet „Amazon ist DIE Plattform für Online-Shopping“.

Eine kleine aber aufschlussreiche Randnotiz: Amazon sollte ursprünglich Relentless (engl. für gnadenlos, unbarmherzig) heißen, aber Freunde von Jeff Bezos rieten ihm von diesem Firmennamen ab.

Nach großen Erfolgen im Online-Shopping verfolgt Amazon offensichtlich die Absicht, mit eigenen Produkten wie Kindle, Fire, Alexa oder Echo sowie Dienstleistungen wie Amazon Prime und Prime Video, Amazon Music, Amazon Pay, Amazon Fresh etc. in immer weitere Lebensbereiche seiner Kunden vorzudringen und diese ebenfalls möglichst vollständig abzudecken.

Via Kindle verkauft Amazon z. B. heute mehr als die Hälfte aller E-Books in Deutschland. Echo und Alexa, der Cloud-basierte Sprachdienst von Amazon, können nicht nur immer mehr Wünsche erfüllen, sie können auch Amazon über die persönlichen Vorlieben, Lebensgewohnheiten usw. ihrer Nutzer informieren. Soviel an dieser Stelle erneut zur kostenlosen Datenweitergabe.

Beginnend mit dem Buchhandel hat Amazon so eine Branche nach der anderen umgekrempelt. Ganz aktuell scheint Amazon es auf die Finanzbranche abgesehen zu haben.

Amazon hat auch als einer der ersten im Jahr 2006 ein damals noch recht junges Geschäftsfeld für sich entdeckt: das Angebot von Cloud Rechenzentrumsleistungen. Amazon Web Services (AWS) ist heute unangefochten der weltweite Marktführer auf diesem Feld vor Microsoft mit Azure, Google Cloud und IBM Softlayer / Bluemix.

Hunderte von US-Unternehmen haben Ähnliches versucht wie Amazon. Viele mit enormem Erfolg, wie z. B.: Google, Apple, eBay, YouTube, PayPal, Facebook, LinkedIn, Instagram, Uber, Airbnb, Netflix. Deren Erfolg heißt für die Branchen und Unternehmen, die betroffen sind, häufig Disruption: Zerstörung ihres Geschäftsmodells. Dabei war meines Erachtens die Zerstörung nicht das Hauptziel der überwiegend amerikanischen Angreifer, sondern eher ein Kollateralschaden, eine unvermeidbare Begleiterscheinung.

Die geschäftliche Chance dieser US-Firmen bestand und besteht nämlich in

  1. der Ineffizienz analog geprägter Geschäftsprozesse, die gegenüber digital optimierten Abläufen nicht wettbewerbsfähig sind
  2. einer kreativen Geschäftsidee
  3. der möglichen globalen Internetplattform-Position in einem bestimmten Markt

Etliche Internetplattform-Positionen sind in den letzten 10 oder 20 Jahren von diesen Unternehmen besetzt worden. Teilweise haben sie wiederum andere Unternehmen mit Plattform-Position gekauft. Beispiele sind Google, die YouTube gekauft haben, oder Facebook mit WhatsApp und Instagram sowie Microsoft mit LinkedIn. Auch die deutsche SAP – siehe Teil 3 dieser Blog-Reihe – hat mit Ariba eine solche Plattform-Position gekauft. Vermutlich aus eigener Kraft versucht die Firma Klöckner den Aufbau einer weltweiten Online-Plattform für den Handel mit Stahl.

Für die überwiegende Mehrzahl deutscher Unternehmen geht es in der Digitalisierung aber nicht um weltweite Internetplattformen, um vollständig neue Geschäftsmodelle in kurzer Zeit oder gar um Disruption.

Fast immer geht es um Wettbewerbsfähigkeit in einer zunehmend digitalisierten Welt. Es geht um gute Ideen und vor allem um die Ablösung ineffizienter analog geprägter Geschäftsprozesse durch optimierte digitalisierte Abläufe.

Und das ist unser Thema.

Monopolartige Strukturen

Netzwerkeffekte begünstigen monopolartige Strukturen. Ein Unternehmen besetzt die internationale oder globale Plattform. Jeder, der die dort angebotene Leistung nutzen will, ist gezwungen, den zugehörigen Geschäftsbedingungen und Preisen zuzustimmen. Kleinere Wettbewerber haben kaum eine Chance. YouTube kennen alle, aber wer kennt Vimeo oder MyVideo?

Grundsätzlich sind Monopole nicht verboten. Untersagt ist aber der Monopol-Missbrauch. In der ALTEN Wirtschaft sind die Kartellämter da sehr wachsam und rege. In der NEUEN Wirtschaft tun sie sich schwer. Dort gibt es (bisher) kaum Regeln. Und im digitalen Umfeld mit den Regeln der alten Wirtschaft Monopolmissbrauch nachzuweisen ist schwierig und langwierig. Außerdem sind die Gegner Giganten. Ihr Marktwert kann durchaus mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) eines kleineren EU-Landes mithalten. Ihnen mangelt es auch nicht an Kreativität und Geld, entsprechenden Vorwürfen auszuweichen oder zu begegnen.

Das bringt uns wieder zum dringenden Handlungsbedarf des Gesetzgebers nach Rahmenbedingungen für die digitale Welt. Schon vor Jahren hat Olaf Scholz, damals noch Hamburgs Erster Bürgermeister und heute Bundesfinanzminister, Regeln für Plattformen angemahnt.

Und was ist seitdem passiert?

Im nächsten Beitrag zu dieser Blog-Reihe befasse ich mich mit dem Internet der Dinge, mit Industrie 4.0 und mit Software.

Ludger Grevenkamp
18. April 2018

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Datensicherheit ist extrem wichtig!

Daten- und IT-Sicherheit sind zentrale Punkte der Unternehmensstrategie.

Das hätte vor 20 Jahren kaum jemand so formuliert. Auch noch vor zehn Jahren wurden Daten- und IT-Sicherheit eher als typische IT-Aufgabe, denn als unternehmensstrategische Herausforderung gesehen.

Aber seit der Jahrtausendwende hat sich vieles geändert.


Informationstechnik (IT) ist extrem wichtig

Eine funktionierende und sichere IT ist mehr denn je für Unternehmen existenziell, überlebensnotwendig. Sie ist ähnlich wichtig wie die Zahlungsfähigkeit einer Firma.

Die Informationstechnik und vor allem die eingesetzte Software sind ein zentraler Erfolgsfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Viele Firmen stufen ihre IT als Kernkompetenz ein oder betrachten ihre Daten als größten Vermögenswert.

Daten dürfen nicht in falsche Hände geraten oder absichtlich oder unabsichtlich verfälscht/beschädigt worden sein. Kann auf die Daten nicht zugegriffen werden oder „steht der Computer“, ist eine Organisation so gut wie handlungsunfähig.

Entsprechend gilt es, die wesentlichen Risiken und Gefahren für eine funktionierende IT und für die sensiblen Unternehmensdaten zu kennen und sich dagegen abzusichern.


Was ist Daten- und IT-Sicherheit?

Bei der Datensicherheit geht es um den Schutz all Ihrer Daten vor Verlust, vor Manipulation, vor unberechtigter Kenntnisnahme und Diebstahl sowie vor sonstigen Bedrohungen.

Datensicherheit ist nicht zu verwechseln mit Datenschutz, dem Schutz personenbezogener Daten. Dessen Grundlage wiederum ist das informationelle Selbstbestimmungsrecht jedes Menschen (siehe auch die neue DSGVO, die ab dem 25. Mai 2018 in vollem Umfang gilt).

IT-Sicherheit bezieht sich auf alle elektronisch gespeicherten Daten und deren fehlerfreie Verarbeitung sowie auf die Zuverlässigkeit der IT-Systeme, einschließlich z. B. der Überwachung von Zugriffsberechtigungen.

Insbesondere Datensicherheit und IT-Sicherheit sind nicht beliebig klar voneinander zu trennen. Der Begriff „Daten- und IT-Sicherheit“ bündelt die Anforderungen an Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit der Daten sowie an eine verlässlich arbeitende informationstechnische Infrastruktur.

Eigenes oder externes Rechenzentrum

Wenn es um Konzepte für Rechenzentren geht, ist die Cloud mit ihren diversen Varianten inzwischen eine ernst zu nehmende Alternative. Wenn Sie Daten- und IT-Sicherheitsaspekte als besonders wichtig einordnen, ist eine Private Cloud einer Public Cloud immer vorzuziehen. Sie ist allerdings auch deutlich teurer. (Auf weitergehende Unterscheidungen der einzelnen Cloud-Varianten möchte ich an dieser Stelle verzichten.)

  • Arbeiten Sie mit einem seriösen Rechenzentrumsanbieter, ist die physische Datensicherheit und IT-Sicherheit im Rechenzentrum selbst weitestgehend gewährleistet; selbst bei Stromausfall oder Brand. Der Schutz vor möglichen Cyberattacken ist sehr hoch, aber er ist natürlich nicht vollkommen.

Da die Daten nicht lokal gespeichert, sondern meistens per Internet übertragen werden, ist die Internet-Wegstrecke, die die Nutzer mit dem Rechenzentrum verbindet bzw. von ihm trennt, sorgfältig zu prüfen. Das „Internet-Risiko“ reduziert sich deutlich, wenn Sie z. B. im Fall einer Private Cloud eine gesicherte VPN-Verbindung zum Rechenzentrum nutzen.

  • Betreiben Sie ein eigenes Rechenzentrum, muss sich dieses bzgl. Daten- und IT-Sicherheit an einem externen Rechenzentrum messen lassen. Und da liegt die Latte hoch. Das gilt auch bezogen auf mögliche Hacker-Angriffe.

Demgegenüber steht der Vorteil der lokalen Datenspeicherung. Allerdings gilt es, den auch emotionalen Aspekt „Meine Daten sind gleich nebenan“ richtig zu bewerten. Mit jedem mobilen Gerät, das per Internet mit Ihrem Rechenzentrum kommuniziert, verringert sich außerdem der Vorteil der lokalen Datenspeicherung.

Die Frage, ob externes oder internes Rechenzentrum, klammert, wie gesagt, mobile Geräte mit Internet-Kommunikation weitgehend aus. Das gilt auch für Daten, die unabhängig vom Standort des Rechenzentrums per Internet verschickt werden. Hier sind beide Alternativen sicherheitsmäßig vergleichbar.

Die folgende Grafik zeigt bezüglich Industriespionage in Deutschland die von den Unternehmen identifizierten Tätergruppen. In über 40 % der Fälle war eine Identifizierung allerdings nicht möglich.                         


Datensicherheit international

Wie ich eingangs angemerkt habe, hat sich seit der Jahrtausendwende in Sachen Datensicherheit vieles geändert, vor allem auch international – der 11. September 2001 und Edward Snowden sind nur zwei Stichworte.

Besonders hohe Risiken gehen Sie ein, wenn wichtige Daten Deutschland verlassen, denn dann unterliegen sie nicht mehr den deutschen Gesetzen.

Jetzt könnten Sie einwenden, es muss hier Europa heißen. Aber noch wird mit Datensicherheit in den Mitgliedstaaten der EU recht unterschiedlich umgegangen. Es ist bestimmt kein Zufall und liegt kaum an der Sprache oder der Besteuerung, dass sich besonders viele Rechenzentren US-amerikanischer Firmen in Irland befinden.

Wenn Sie gar zulassen, dass Ihre Daten nach Amerika gehen (können) oder sie von Firmen wie Amazon, Microsoft, Google, Dropbox usw. gespeichert werden, auch wenn deren jeweiliges Rechenzentrum in Europa sein sollte, liefern Sie sich datensicherheitsmäßig vollständig den Amerikanern aus.

Am 26. Oktober 2001, kurz nach den Anschlägen vom 11. September, wurde der USA PATRIOT Act verabschiedet. Er steht für Uniting and Strengthening America by Providing Appropriate Tools Required to Intercept and Obstruct Terrorism Act of 2001.
Auf Basis des USA Patriot Acts müssen US-Unternehmen den US-Behörden Zugriff auf bei ihnen irgendwo auf der Welt gespeicherte Daten eines Kunden verschaffen.

Teile des Patriot Act liefen am 1. 6. 2015 aus, wurden jedoch umgehend durch den Freedom Act am 2. 6. 2015 ersetzt. USA FREEDOM Act steht für Uniting and Strengthening America by Fulfilling Rights and Ensuring Effective Discipline Over Monitoring Act.

Neuer Name, aber gleiches Prinzip: Wenn die USA möchten, dürfen sie alles.

Vermutlich erfahren Sie nicht einmal, dass eine US-Behörde auf ihre Daten zugegriffen hat. Denn hierfür gibt es den wohl recht großzügig genutzten National Security Letter (NSL), mit dem das FBI den Betreffenden verbieten kann, sich zum Vorgang des Datenzugriffs zu äußern.

Die Nationale Sicherheit der USA wird hier gern in den Vordergrund geschoben. Aber Wirtschaftsspionage und anderweitigen Datenmissbrauch „gibt es auch unter Freunden“.

Seit Beginn der Präsidentschaft von Donald Trump ist das Vertrauen gegenüber den USA in Sachen Datensicherheit noch weiter gesunken. Eine renommierte deutsche Computerzeitschrift rät klar davon ab, Kundendaten in den USA zu speichern. Die jüngste Affäre um Facebook und Cambridge Analytica (Slogan: „data drives all we do“) nährt weitere Befürchtungen bezüglich systematischen Datendiebstahls bzw. –missbrauchs in den USA.

Aufgrund des Misstrauens gegenüber US-amerikanischen Cloud Storage Providern (CSP) hat Microsoft für zwei seiner Cloud-Rechenzentren eine Treuhänder-Vereinbarung mit der Deutschen Telekom geschlossen. Angeblich soll dieses juristische Konstrukt den US-Behörden den Zugriff auf Kundendaten nicht mehr ermöglichen. Angeblich.

Denn laut Gesetz dürfen deutsche Behörden auf Daten der Deutschen Telekom zugreifen. Außerdem hat seit 1. Januar 2017 auch der BND (Bundesnachrichtendienst) gegenüber Nicht-Deutschen ähnliche Möglichkeiten des Datenzugriffs wie die US-Behörden. Nur – und das ist ein wichtiger Haken: Um eindeutig festzustellen, ob es sich tatsächlich um einen Nicht-Deutschen handelt, muss der BND ja erst einmal zugreifen …
Gegen dieses neue BND-Gesetz läuft übrigens eine Verfassungsbeschwerde.


Fazit: Lassen Sie Ihre Daten bei den Deutschen!

Wenn Ihnen Ihre Daten wichtig sind, sollten Sie alle Rechenzentren in den USA sowie alle Rechenzentren, die in irgendeiner Weise mit US-amerikanischen Unternehmen verbunden sind, meiden. Sogar europäischen Rechenzentren bei sensibleren Daten zu vertrauen, halte ich zumindest für gewagt.

Nun – absolute Datensicherheit gibt es nicht.

Aber unter Abwägung aller Risiken und sonstiger Kriterien scheinen mir nur Rechenzentren mit deutschen Eigentümern ausreichend vertrauenswürdig. Und auch bei denen sollten Sie sorgfältig überlegen, inwieweit zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen, wie z. B. eine Private Cloud oder gar die explizite Verschlüsselung der Daten, angebracht sind.

Ludger Grevenkamp
31. März 2018

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Was ist Digitalisierung? Teil 3

Digitalisierung – was ist das? – Teil 3

In den ersten beiden Teilen dieser Blog-Serie habe ich deutlich gemacht, dass es Digitalisierung und digitalen Wandel in Deutschland seit mindestens fünfzig Jahren gibt. Mit exponentiellem Wachstum. Viele dadurch verursachte Veränderungen haben wir nicht besonders gut gemeistert … 

In diesem Beitrag erläutere ich den Netzwerkeffekt und die Bedeutung von Informationen.

Netzwerkeffekt Internet

Was in der „old economy“ der Skaleneffekt ist, ist in der „new economy“ der Netzwerkeffekt.

Mit Skaleneffekten sind wir bestens vertraut: Je mehr produziert wird, umso leichter lassen sich die Kosten für Entwicklung umlegen. Je günstiger die Produktion z. B. wegen höherer Stückzahlen, umso niedriger kann der Verkaufspreis sein. Und so weiter.

Digitalisierung zu verstehen, ohne den Netzwerkeffekt zu kennen, ist schwierig. Um ihn zu veranschaulichen, erinnern wir uns an eine Aufgabe unserer Schulzeit:

„Die Personen auf einer Party stoßen mit ihren Gläsern an. Jede Person genau einmal mit jeder anderen Person. Wie oft macht es ‚kling‘?“

Wir kennen die Antwort: Bei zwei Personen macht es genau einmal ‚kling‘, bei vier Personen schon 6-mal, bei 10 Personen 45-mal.

Robert Metcalfe, einer der Entwickler des Ethernets, das auch heute noch die Grundlage unseres LAN und WLAN bildet, hat die hinter diesem Sachverhalt stehende einfache Regel, die auch nach ihm benannt ist, als erster ausgesprochen: Der Nutzen eines Kommunikationssystems steigt mit dem Quadrat seiner Teilnehmerzahl. Zwei Computer (= zwei Teilnehmer) haben nur eine mögliche Verbindung. Bei tausend Computern sind wir schon bei einer halben Million möglicher Verbindungen zwischen jeweils zwei Computern.

Sind in einem Kommunikationssystem die Teilnehmer Menschen, kommt zum gerade Beschriebenen noch die „positive Rückkopplung“ hinzu. Diese bedeutet: Je mehr Nutzer ein Netzwerk hat, umso attraktiver ist es für neue Nutzer. Letztere vergrößern die Nutzeranzahl und erhöhen damit wiederum die Attraktivität für andere neue Nutzer. Und so weiter. Ein sich selbst verstärkender Erfolg. Der Starke wird immer stärker und verdrängt die Schwächeren. „The winner takes it all!“

Entdeckt hat den Netzwerkeffekt wohl Theodor Vail, der Präsident von Bell Telephone in den USA. 1908 schlug er vor, die etwa 4000 eigenständigen Telefonvermittlungsstellen landesweit zu bündeln. Daraus entwickelte sich die Monopolgesellschaft AT&T (American Telephone and Telegraph), die 1982 nach einem langwierigen Gerichtsverfahren zerschlagen und in sieben regionale Telefongesellschaften aufgespalten wurde.

„Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert.“

Nüchtern müssen wir feststellen, dass wir in Deutschland erst langsam anfangen zu begreifen, was Carly Fiorina, ehemalige CEO von Hewlett Packard, schon vor vielen Jahren so formuliert hat: „Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert.“ Vor allem haben fast alle unterschätzt, wie rasant sich die digitalen Technologien weiterentwickeln und was sie im Verbund bewirken können. Eben Netzwerkeffekt!

Ein flächendeckendes Internet für Jedermann gibt es seit etwa 20 Jahren. In der ersten Hälfte dieser 20 Jahre, von 1997 bis 2007, hat sich die Zahl der weltweiten Internet-Nutzer mehr als verzehnfacht; in den folgenden 10 Jahren, von 2007 bis 2017, nochmal knapp verdreifacht – bis auf heute 3.5 Milliarden Menschen.

Smartphones gibt es gerade mal seit gut 10 Jahren mit aktuell etwa 2,5 Milliarden Nutzern. Einfache Mobilfunkgeräte gehen noch On Top.

Heute hat etwa die Hälfte der Menschheit Internet-Anschluss. Davon sind fast alle per E-Mail, Skype, Facebook oder WhatsApp etc. erreichbar. Per Internet erreichbar zu sein, ist praktisch ein Muss. Umgekehrt, fast jeder der etwas mitzuteilen hat, tut dies vor allem im Internet.

„Informationen sind der Rohstoff der Zukunft.“

Mit innovativen und hoch-skalierbaren Geschäftsmodellen bieten Unternehmen wie Google, Facebook, LinkedIn, Amazon, Snap ihre Leistungen über das Internet Millionen von Menschen an. Suchmaschinen und soziale Netzwerke sind heute aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Diesen millionenfachen Zugang zu Konsumenten und das Wissen über sie („Informationen sind der Rohstoff der Zukunft!“) nutzen sie wiederum als Einnahmequelle.

Die großen US-amerikanischen Internet-Unternehmen dominieren in ihrem jeweiligen Betätigungsfeld nahezu die gesamte westliche Welt. Und wir lassen sie gewähren und sind vielleicht sogar noch stolz darauf, wenn ein solches Unternehmen eine deutsche Niederlassung gründet oder ein Logistikzentrum errichtet.

Die vordergründig kostenlose Suchmaschine von Google oder das kostenlose Beziehungsnetzwerk Facebook bezahlen wir de facto mit unseren Daten. Mit den Informationen, die Auskunft geben über unsere Interessen, Lebensgewohnheiten, Orte, an denen wir uns aufhalten, Menschen, mit denen wir umgehen usw. usw. Die Internet-Riesen erzielen damit jährlich (2017) weit über 100 Milliarden Dollar Umsatz, dem aktuellen Gegenwert unserer freiwillig = kostenlos überlassenen Informationen.

Zwei Unternehmen, Google incl. YouTube und Facebook incl. Instagram kontrollieren heute 60 % des weltweiten digitalen Werbemarktes, mehr als 20 % des gesamten weltweiten Werbemarktes. (Die Auswirkungen des jüngsten Skandals „Facebook / Cambridge Analytica“ bleiben natürlich abzuwarten.) Eine solch dominante Marktposition ist charakteristisch für die großen Internet-Unternehmen. Darauf werde ich im nächsten Teil dieser Blog-Reihe näher eingehen.

China hat die wirtschafts- und machtpolitische Bedeutung von Informationen frühzeitig erkannt, sich den Bestrebungen von Google & Co. entgegengestellt und eigene nationale Champions wie Baidu, Alibaba etabliert und gefördert. Russland versucht Ähnliches.

In Europa gibt es nur wenige Unternehmen, die den Tech-Giganten zumindest in einzelnen Bereichen nennenswert Paroli bieten können. Die deutsche SAP ist eines dieser Unternehmen. 2012 hat SAP die kalifornische Ariba übernommen und verfügt damit heute über die weltweit größte Cloud-basierte Beschaffungsplattform im Business-to-Business (B2B) Bereich. Als Kaufpreis zahlte SAP mit 4,3 Milliarden Dollar ungefähr den 10-fachen Umsatz von Ariba.
Die Stahlhandelsfirma Klöckner arbeitet intensiv an ihrem Onlineshop für Stahl, um bis 2020 die Hälfte ihres Umsatzes online abzuwickeln.

Im B2C-Bereich hat der erfolgreiche schwedische Musik-Streaming Dienst Spotify selbst Apple mit iTunes „überrascht“. Allerdings holt Apple seitdem stark auf. Deutsche Unternehmen, wie Zalando, XING oder Delivery Hero, rangieren, weltweit betrachtet, mit großem Abstand hinter den erwähnten US-Giganten.

In den Mittelpunkt des vierten Teils dieser Blog-Reihe stelle ich den bisherigen Erfolg der US-amerikanischen Internet-Giganten und wie er zu erklären ist.

Ludger Grevenkamp
26. März 2018

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M&A – Meine Erfahrung

Unverhofft kommt oft …

…, das gilt ganz besonders auch bei Mergers & Acquisitions.

Plötzlich erhält die Geschäftsführung Post von einer M&A Beratung mit einem noch anonym gehaltenen Verkaufsangebot. Oder ein M&A-Berater ruft an, um vorsichtig zu erkunden, ob möglicherweise Interesse bestünde, ein bestimmtes Unternehmen zu erwerben.

Besonders spannend sind eventuelle Gerüchte oder schon konkretere Informationen, dass ein Unternehmen XY vielleicht oder angeblich zu kaufen sei.

In diesem Beitrag schildere ich anhand einiger Beispiele, was alles so passieren kann …

Beispiel Nr. 1

Eines Tages kommt ein Vertriebsmitarbeiter zu mir, ich war damals der Geschäftsführer, und berichtet von einem noch wenig bekannten Wettbewerbsprodukt, das zwar deutlich teurer sei als unseres, aber laut Kundeneinschätzung sei es unserem Produkt technisch weit überlegen. Leider, so der Kunde, habe der Anbieter dieses Premium-Produktes wohl vertriebliche Schwächen …

Anbieter des besagten Produkts war ein Startup, von Entwicklungsingenieuren gegründet.

Im persönlichen Gespräch zeigte sich der Geschäftsführende Gesellschafter des Startups grundsätzlich aufgeschlossen, sich bei entsprechenden Konditionen „übernehmen zu lassen“. Auch die anderen Miteigentümer hätten erkannt, dass sie weder über ausreichend Kapital noch über einen zufriedenstellenden Marktzugang verfügten.

Aus dieser ersten Kontaktaufnahme wurde in nur acht Wochen eine Akquisition via „Asset Deal“. 

Beispiel Nr. 2

Mehrfach versuchte ich erfolglos den Eigentümer eines Unternehmens zu kontaktieren, das mir als strategische Erweiterung des Unternehmens, das uns mit der M&A Suche beauftragt hatte, besonders geeignet schien. Etwa zwei Wochen später rief mich ein Mitarbeiter eines M&A Consultants an, der mit dem Verkauf des besagten Unternehmens beauftragt war. Offensichtlich war er erst durch meine wiederholten Anrufversuche auf mich und damit unseren Auftraggeber als möglichen Käufer aufmerksam geworden.

Und der wurde es dann auch.

Beispiel Nr. 3

Entsprechend strategischer Rahmenbedingungen, bestimmter Eckdaten und geografischer Präferenzen sollten wir ein Unternehmen für eine Akquisition finden.

Während unserer Recherchen stießen wir bei einem von uns als besonders interessant eingestuften Akquisitions-Kandidaten auf Hinweise, dass dieses Unternehmen erst vor kurzem vom Eigentümer, einem Finanzinvestor, an einen größeren Konzern verkauft worden sei.

Nun – kein Deal ist wirklich abgeschlossen ohne unterschriebenen und gültigen Vertrag.

Also rief ich unverzüglich direkt den CEO des betreffenden Unternehmens an: Der Deal war tatsächlich im Prinzip gelaufen, aber noch nicht unterschrieben.

Jetzt waren Ausdauer, Hartnäckigkeit und auch Glück gefragt. Nachdem der recht ambitionierte Kaufpreis und andere Kaufbedingungen quasi vorgegeben waren, hatten wir nur einen „weichen“ Ansatzpunkt, um den Verkäufer umzustimmen: Der vorgesehene Käufer plante offensichtlich eine deutliche Reduzierung oder gar Schließung der Standorte des besagten Unternehmens.

Nach zähem Ringen wurde unser Auftraggeber nachträglich doch noch als potenzieller Käufer akzeptiert. Damit war das zähe Ringen aber nicht zu Ende, sondern es ging gerade so weiter. Aber es hat sich gelohnt. Einige Monate später unterschrieb unser Auftraggeber den Übernahmevertrag.  

Dies sind nur einige Beispiele aus unserer bisherigen M&A Erfahrung. Über Kommentare und Fragen zu diesem Beitrag freue ich mich.

Es kann natürlich auch ganz anders laufen, aber dazu schreibe ich in einem anderen Blog-Beitrag sicherlich mehr.

Ludger Grevenkamp
20. März 2018

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Was ist Digitalisierung? Teil 2

Digitalisierung – was ist das? – Teil 2

Mit „Digitalisierung war ganz plötzlich!?“  habe ich den ersten Teil meiner Blog-Serie überschrieben. Jetzt geht es weiter mit der Frage …

Wie haben wir den bisherigen digitalen Wandel bewältigt?

Unter Digitalisierung oder auch digitaler Transformation verstehen wir den Wandel von bisherigen analog geprägten Denk- und Arbeitsweisen hin zu neuen Denk- und Arbeitsweisen auf Basis und unter Nutzung digitaler Techniken.

Wie fast jede Veränderung war auch der digitale Wandel in den vergangenen Jahrzehnten von enormen Befürchtungen begleitet. Namentlich auf die großen Gefahren für die Arbeitsplätze, für die Unternehmen und für unsere Gesellschaft wurde immer wieder hingewiesen.

Arbeitsplätze

Soweit es die Arbeitsplätze betrifft: Zwar hat die bisherige Digitalisierung viele Arbeitsplätze vernichtet oder gravierend verändert, aber sie hat auch viele neue geschaffen. Insgesamt dürften keine Arbeitsplätze verloren gegangen sein.

Auf das Thema „Digitalisierung und Arbeit“ werde ich in einem späteren Teil dieser Blog-Reihe nochmal detaillierter eingehen.


Unternehmen

Bei den Unternehmen läuft es gut, wenn man den Medien glaubt. Die Wirtschaft brummt. In technischen Bereichen (Industrie, Logistik usw.) liegen wir, auch was den digitalen Wandel betrifft, ganz gut im Rennen.

Nicht zu übersehen sind aber Probleme im Bereich Mitarbeiter und Führungskräfte. Deutschlandweit herrscht gravierender Fach- und Führungskräftemangel; es fehlt an ausreichend Hochschulabsolventen in technischen Disziplinen; das Handwerk sucht verzweifelt Auszubildende und Mitarbeiter.

In Teil 1 dieser Blog-Reihe habe ich u. a. darauf hingewiesen, wie drastisch sich die Altersstruktur der deutschen Bevölkerung verändert. Die Wirtschaft leidet außerdem massiv darunter, dass wir uns im Bildungswesen bezüglich Digitalisierung nur wenig bewegt haben.

Problematisch ist auch die Situation in der Büroarbeitswelt mit erheblichen Fehlentwicklungen in den letzten Jahrzehnten, die aber weitgehend ignoriert oder verdrängt wurden. Mehr als die Hälfte aller Beschäftigten arbeitet in Deutschland im Büro bzw. auf einem Büroarbeitsplatz. Während bei den weitgehend strukturierbaren Prozessen in Fertigung und Logistik stets sehr sorgfältig auf Effizienz und Qualität geachtet wurde, gibt es im Büro einen hohen Anteil kaum strukturierbarer Prozesse (z. B. Kommunikation, Arbeitsorganisation). In diesem Umfeld hat die Digitalisierung fast unkontrolliert Einzug gehalten. Aber die Höhe des IT-Budgets oder der Einsatz marktführender Office-Software sind keineswegs ein Garant für effiziente und gute Büroarbeit oder für Motivation und psychisches Wohlbefinden der Beschäftigten. Stichwort: „Büro 4.0“

Gesellschaft

Bzgl. der Auswirkungen der Digitalisierung auf unsere Gesellschaft konzentriere ich für diesen Beitrag auf zwei Bereiche:

Im privaten Umfeld hat sich die Digitalisierung ähnlich unkontrolliert ausgebreitet wie in den Büros. Sie hat unser Verhalten und unsere Lebensart stark verändert. Online Shopping, Online Banking, Social Media, Gaming und WhatsApp sind nur erste Stichworte. Die digitale Veränderung wird besonders deutlich sichtbar am Umgang mit dem Smartphone. Fahren Sie nur mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder laufen Sie durch eine Fußgängerzone. Ohne Smartphone geht fast nichts mehr.

Vor allem bei Jugendlichen ist die Abhängigkeit von digitalen Geräten ein ernstes Thema. Digitale Demenz“, so der Titel eines vor einigen Jahren erschienen Buches von Manfred Spitzer, Psychiater und Hochschullehrer, spricht eine deutliche Sprache. Die eindringliche Aussage „Lesen bildet – Daddeln nicht“ bringt uns wieder zum Bildungswesen.

Politik und Öffentliche Verwaltung vermitteln ein ganz anderes Bild. Hier scheint ein großer Teil der bisherigen digitalen Entwicklung keine besonderen Spuren hinterlassen zu haben. Ähnlich wie beim Bildungswesen sind wir hier noch gut im letzten Jahrhundert unterwegs. Dabei ist Digitalisierung heute ein Standardthema in politischen Reden. Aber wenn Politiker dann die entsprechenden Textpassagen ablesen, habe ich meistens den Eindruck, sie verstehen nicht recht, worüber sie eigentlich gerade reden.

Von den vielen Computern in Amtsstuben sollten wir uns nicht täuschen lassen. Das kleine Estland, aus dem übrigens die Entwickler der – heute Microsoft gehörenden – Kommunikationssoftware Skype stammen, hat schon vor etlichen Jahren vorgemacht, wie digitale öffentliche Verwaltung funktionieren kann.

Die Digitalisierung, unsere NEUE Wirtschaft, benötigt dringend gesetzliche Rahmenbedingungen.

Aber wie wird das vermutlich laufen?

Bis sich diese Erkenntnis stärker verbreitet und zu einer klaren politischen Forderung wird, vergehen sicher Monate bis Jahre. Darauf folgen üblicherweise mehrere Jahre Diskussion auf nationaler und europäischer/internationaler Ebene, bis vielleicht ein Gesetzgebungsverfahren in Gang kommt. Bis dann ein Kompromiss zwischen allen relevanten Interessengruppen gefunden wird und das Gesetz wirksam wird, vergehen nochmal zwei oder drei Jahre. Inzwischen hat sich die digitale Welt so rasant weiterentwickelt, dass das verabschiedete Gesetz kaum noch nötig ist und vielleicht sogar die digitale Transformation behindert.

Ist diese Beschreibung zynisch oder zutreffend?

Im dritten Teil dieser Blog-Reihe erläutere ich den Netzwerkeffekt Internet und beschäftige mich mit der Aussage „Informationen sind der Rohstoff der Zukunft!“

Ludger Grevenkamp
14. März 2018

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Was ist Digitalisierung? Teil 1

Digitalisierung – was ist das? – Teil 1

Digitalisierung war ganz plötzlich!?

Der Begriff „Digitalisierung“ ist heute in aller Munde. Digitalisierung aber gibt es mindestens seit es Computer gibt. Also seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, als z. B. IBM das System/360 auf den Markt brachte oder die Nixdorf Computer AG in Paderborn das Modell 820. In den 70er und 80er Jahren hat die Mikroelektronik in größerem Umfang Industrie und Büro erreicht. Die damit verbundenen Veränderungen wurden schon damals als „Digitale Revolution“ bezeichnet.

Warum erwähne ich das?

Viele Politiker, Autoren, Moderatoren, Redner und andere Zeitgenossen tun so, als ob es die Digitalisierung erst seit kurzem gäbe und das auch noch völlig überraschend. Ausgesprochen unglücklich auf den Punkt gebracht hat das Bundeskanzlerin Angela Merkel am 19. Juni 2013, als sie das Internet als Neuland bezeichnete…

Als hätte es PCs, digitalen Mobilfunk, Sensoren jeglicher Art, Internet, Big Data, Künstliche Intelligenz, Yahoo, eBay und Google nicht schon vor der Jahrtausendwende gegeben.

Als die Bundeskanzlerin „das Internet entdeckte“, nutzten weltweit bereits 2,6 Milliarden Menschen das Internet. Nahezu die gesamte industrialisierte Welt einschließlich großer Anteile in Ländern wie China oder Indien. Und bereits 1965 formulierte der Intel-Mitgründer Gordon Moore eine Art Naturgesetz der Informationstechnik, indem er sagte: „Alle zwei Jahre wird sich die Anzahl der Transistoren auf Prozessoren verdoppeln.“

Zu welchem Zweck wohl?

In Wirklichkeit begleiten uns Digitalisierung und digitaler Wandel seit über 50 Jahren. Unser größtes Problem dabei ist das enorme exponentielle Wachstum. Denn das verträgt sich nicht mit unserem eher linearen Denken. Jedes Jahr ein bisschen mehr oder ein bisschen weniger. Ein minimales exponentielles Wachstum von 3 % gegenüber Vorjahr, auch wenn wir es 5 Jahre hinweg jedes Jahr wieder erreichen, liegt mit insgesamt 15,9 % nur geringfügig, nämlich um 0,9 %, über einer linearen Entwicklung. Ein jährliches Wachstum von 3 %, jeweils in Bezug auf den Start- oder Ursprungswert, ergibt nach fünf Jahren ein Gesamtwachstum von 15 %.

Ist das Wachstum eines Unternehmens prozentual zweistellig und beträgt es 30 %, 50 % oder gar 200 % pro Jahr, löst das einen Schock aus. Viele können damit nicht mehr umgehen, denn über einen Zeitraum von 5 Jahren würden diese Wachstumsraten den 3,7-fachen, 7,6-fachen oder gar 243-fachen Umsatz bedeuten.

Aber sehr starkes Wachstum ist in der digitalen Welt nun mal Realität, wie auch dieses wiederholt gezeigte Schaubild verdeutlicht.

Digitalisierung ist nicht der einzige Megatrend

Was wir in der ganzen Digitalisierungsdiskussion auch nicht übersehen dürfen: Digitalisierung ist bei weitem nicht der einzige „Mega-Trend“ der jüngeren Zeit. Zeitgleich haben andere bedeutende Entwicklungen stattgefunden und verstärken teilweise noch die Auswirkungen der Digitalisierung. Wir sollten diese im Hinterkopf haben, wenn wir über digitale Transformation sprechen:

  • Wissenschaft und Forschung: In allen Bereichen wurden in den letzten Jahren riesige Fortschritte erzielt: Physik, Chemie, Pharmazie, Biologie, Medizin, Elektronik usw.
  • Globalisierung. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs in 1989 hat sie nochmal einen kräftigen Schub erfahren; mit großen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Auswirkungen.
  • Sozialer und kultureller Wandel in unserer Gesellschaft. „Generation Y“, „Millennials“, „Zusammenbruch der DDR“, „Migration/Integration“ sind nur einige Begriffe, die die nachhaltigen Veränderungen der letzten Jahrzehnte in Politik und Sozialwesen skizzieren.
  • Demografie. In Deutschland wird sich der Anteil der über 65-jährigen von 20 % im Jahr 2000 auf 40 % im Jahr 2040 verdoppeln.
  • Umwelt und Ökologie. Die aktuelle Diskussion wird vom Klimawandel und allem, was damit zusammenhängt, darunter auch Fahrverbote und E-Mobilität, dominiert.

Im zweiten Teil dieser Blog-Reihe geht es um die Frage „Wie sind wir mit dem digitalen Wandel bisher zurechtgekommen?“

Ludger Grevenkamp
7. März 2018

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